Zwischen Skipiste und Fairway

Der ehemalige Skiprofi und Hobbygolfer Peter Fill im exklusiven Porträt

Auch wenn seine ganze Leidenschaft den Skiern gilt, beginnt der Berufsweg auch für den damals 17-jährigen Peter Fill ziemlich klassisch: nämlich mit einer Lehre als Karosserieschlosser. Was ihn von anderen Jugendlichen unterscheidet? Sein Talent auf der Piste und sein immenser Ehrgeiz! Er trainiert hart für seinen Traum vom Profisport. Als sich die ersten Erfolge einstellen, gibt er seine Berufsausbildung auf und konzentriert sich ganz auf seine Karriere als Skifahrer: 1999 gewinnt er bei den nationalen Juniorenmeisterschaften viermal Gold – seinen ersten internationalen Erfolg feiert er zwei Jahre später, da holt er sich Bronze bei der Juniorenweltmeisterschaft im Riesenslalom. 2002 gewinnt er schließlich die Juniorenweltmeisterschaft im Super-G, was ihm den großen Durchbruch verschafft – und eine Startnummer beim Weltcup im März 2002. Noch im selben Jahr wird Peter Sechster im Riesenslalom von Val d’Isère. Eine Karriere wie im Bilderbuch, die 2016 ihren Höhepunkt erreicht: In dem Jahr gewinnt Peter Fill als erster Südtiroler und Italiener den Abfahrtsweltcup in der Gesamtwertung und schreibt mit diesem Erfolg Geschichte.

Von der Wiege auf die Skier

Peter Fill wird am 12. November 1982 geboren – in eine Skifahrer-Familie. „Bei uns ist jeder Ski gefahren, meine beiden Schwestern und alle meine Freunde – außerdem haben wir nur 500 Meter vom Lift weg gewohnt. Das war bei uns also ganz normal: Als Kinder sind wir von der Schule heimgekommen und dann direkt auf die Piste.“ Seine Eltern, die sein Talent und sein Interesse recht bald erkennen, fördern den jungen Peter und begleiten ihn auf seinem Weg.

Zwei Leidenschaften

 

Vor 20 Jahren schwingt der dreifache Familienvater dann erstmals auch den Golfschläger. „Ich weiß noch: Ich bin alleine auf die Driving Range gegangen, damals noch in Gröden, und habe mal ein paar Kübel voll Bälle rausgehauen (lacht). Anfangs hielt ich den Schläger natürlich falsch, aber Spaß gemacht hat es mir trotzdem.“ Schließlich holt sich Peter mit Kuno Profanter doch einen Profi zur Seite. Der jetzige Pro im Golfclub Lana korrigiert Peters Fehler sofort und gibt ihm wertvolle Tipps mit auf den Weg. „Ansonsten habe ich mir das Golfen großteils tatsächlich selbst beigebracht – ich habe jetzt meinen eigenen Selfmade-Schwung“, sagt der Kastelruther lachend.

 

Vom Genuss und der Herausforderung beim Golfen

 

Peter Fill ist ein Genießer, durch und durch. Er liebt es in der freien Natur zu sein, saugt das Panorama in sich auf und genießt die Zeit mit seinen Freunden. „Zwei, dreimal im Jahr fahren wir als Gruppe für ein paar Tage weg zum Golfen, Karten spielen und natürlich Feiern (lacht). Auf Mallorca gibt es viele tolle Plätze, aber auch hier in Italien sind wir gerne unterwegs, der Marco-Simone-Platz bei Rom ist z. B. toll. Und in Südtirol spiele ich am liebsten hier, im Golfclub St. Vigil Seis – weil er 18 Loch hat und wegen der Abwechslung und wegen der vielen Herausforderungen für mich am komplettesten ist.“ Gespielt habe er hierzulande aber bereits überall: Südtirols Golfplätze zählen für ihn nämlich zu den besondersten hier in Europa – weil es so viele Höhenunterschiede zwischen den einzelnen Löchern eines Golfplatzes gibt, ist das Spiel auch körperlich sehr herausfordernd. „Man steht hier beim Abschlag fast nie gerade. Und man muss auch relativ fit sein, wenn man die gesamte Strecke zu Fuß zurücklegt. Ich gebe zu, dass ich mittlerweile auch einen Elektrotrolley für mein Gepäck benutze, so kann ich das Spiel mehr genießen – früher hab ich zu Trainingszwecken noch alles selbst geschleppt“, schmunzelt er.

 

Training für Körper und Geist

 

Zu seinen Skiprofi-Zeiten stellt das Golfen für den erfolgreichen Südtiroler jedoch nicht nur ein zusätzliches Training dar, sondern v. a. auch einen sportlichen Ausgleich: Nach dem täglichen Skitraining zieht sich Peter nachmittags gern auf den Golfplatz zurück. „Golfen und Skifahren sind einfach zwei komplett verschiedene Sportarten: Das eine erfordert mehr körperlichen Einsatz, mehr Courage, Risikobereitschaft und Geschwindigkeit, das Golfen ist ruhiger und körperlich weniger belastend – dafür ist es eine wahnsinnige mentale Herausforderung, wenn man fünf Stunden oder länger dermaßen konzentriert ist. Dieses ständige Fokussiert-Sein mag ich – und es war damals zudem ein gutes mentales Training fürs Skifahren.“

 

Dranbleiben ist wichtig – Zeit ebenso.

 

Zwei Leidenschaften und seine Familie unter einen Hut zu bringen, ist für den Kastelruther auch heute nicht so einfach. Denn obwohl Peter seine Skikarriere 2020 beendet hat, spielt das Skifahren in seinem beruflichen Alltag noch immer eine Hauptrolle: Er ist nun als passionierter Skitrainer on Tour – ein neuer Job, der ihm sehr viel Freude bereitet. „Ich kann viel von meinen Erfahrungen weitergeben, das ist toll. Das Training und die Vorbereitung fallen jetzt für mich allerdings weg, sodass ich meiner Frau und meinen drei Kindern doch etwas mehr Zeit widmen kann. Immerhin haben sie 20 Jahre lang sehr oft auf mich verzichten müssen.“ Seinen Kindern möchte er den sportlichen Weg ebnen, wenn sie ihn denn gehen möchten. „Ich finde, dass man im Sport sehr viel für sich lernen kann. Mir liegt viel daran, dass sie das machen, was sie gerne tun, egal ob Golfen, Skifahren, Radfahren oder Tennis spielen – nur das Dranbleiben ist wichtig.“ Und Peter Fill weiß, wovon er spricht: Von den Erfolgen und Niederlagen über die Verletzungen bis hin zum Verzicht und dem ausdauernden Hinarbeiten auf ein Ziel hat er viel von seinen Erfahrungen als Skiprofi mitgenommen: „Sport gibt dir und lehrt dich extrem viel. Jetzt, nach dem Ende meiner Karriere, bin ich bereit, das Leben voll anzugehen.“

 

Und wenn in seinem Leben dann noch etwas Zeit für sich übrig bleibt und ihn die Sehnsucht packt, dann verschlägt es den 39-Jährigen immer wieder auf den Golfplatz. „Momentan spiele ich noch Handicap 11, aber ich möchte es demnächst unter 10 schaffen.“ Ja, da kommt er wieder durch, der Ehrgeiz und der Sportsgeist Peter Fills.

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